Die Sommerkonzerte. Patterns. No ordinary moments

I

Ich mag wiederkehrende Patterns, Rituale, Zyklen, Serien und Reihen aller Art!

Mit den Sommerkonzerten in der Mühle Himmelpfort habe ich wieder ein neues Pattern gefunden. So freue ich mich schon jetzt auf die Fortsetzung 2019 (hoffentlich schon mit dem fertig gestellten Album plus Notenheften im Gepäck)!

Es macht mich glücklich zu erleben, wie das (scheinbar) Gleiche sich in jeder Wiederholung anders anfühlen kann. Ein Pattern lebt, entwickelt sich in der Wiederholung. In seinen schönsten Momenten wächst es über den eigenen Vorstellungshorizont hinaus, verselbstständigt sich, transzendiert, verändert sich in manchen Fällen sogar zu etwas komplett Neuem. Das wird einem im laufenden Prozess gar nicht bewusst, sondern erst im späteren harten A/B-Vergleich zwischen dem Ursprungspattern und dem derzeitigen Endpunkt, der beim nächsten Mal schon wieder Teil der Weiterentwicklung sein wird.

II

Das Neue erlebe ich über und durch die Wiederholung. Komme ich in eine neue Umgebung (ein neuer Ort, eine neue zwischenmenschliche Situation, ein neues Vorhaben, whatsoever), orientiere ich mich erst einmal an den grundsätzlichen groben Eckpunkten. Ich versuche ihre Grundstruktur herauszufinden und zu erproben: Je sicherer ich mich (durch Übung, also Wiederholung) darin zurecht- finde, desto mehr weitet sich der Blick für Details, für die Tiefenschärfe, für das Besondere, das Einmalige. Die neue Umgebung enthüllt mir ihre Geheimnisse, ihre Schönheit direkt proportional zu meinem dafür zur Verfügung stehendem freien Ressourcenpotential.

Entgegen der weitläufigen Meinung Wiederholung wäre dumpfe Monotonie, drehen sich für mich die Dinge um:  Aus der Wiederholung erwachsen nicht Erwartung sondern Überraschung, die Wiederholung ermöglicht mir Freiheit statt Einschränkung,

Bewegung statt Erstarrung,

Staunen, Aufmerksamkeit und Freude statt Gewöhnung und Routine.

III

Während der Konzerte schaute ich beim Spielen immer mal wieder nach links durchs Fenster in den westlichen Abendhimmel. Das Spiel ging auf in der ruhigen, organisch-fließenden Entwicklung des Lichts von stahlblau nach gelb, orange und rot bis zur beginnenden Dunkelheit, in der Bewegung der Wolken und der sich darunter abzeichnenden schwebenden Flugmuster der Vögel.

Mit geradem Blick und nach rechts konnte ich in den bis auf den letzten Platz gefüllten Raum sehen. Das Licht, die Welt von draußen, die Konzentration und Energie jedes Einzelnen im Publikum, der Flügel, der Klang, der Raum, meine seelisch-emotionale Situation flossen zusammen in einen Gesamtzustand.

In der Pause und nach den Konzerten dachte ich daran, wie schön es ist, INden Momenten zu sein, Teil eines unendlich geflochtenen Bandes von in dieser Ausprägung, Konstellation und Atmosphäre niemals mehr wiederkehrenden Augenblicken.

Jede, jeder und jedes ist dabei in jedem Augenblick Akteur und Re-Akteur gleichzeitig, gibt und nimmt, produziert und konsumiert, strahlt ab und zieht an.

IV

Das ist die wundervolle, immer wiederkehrende Entdeckung der Einmaligkeit –

NO ORDINARY MOMENTS…

„No ordinary moments“: so heißt auch das neue Stück, das ich erstmals auf den beiden Sommerkonzerten öffentlich spielte, immer als Anfangsstück des zweiten Konzertteils.