Mein gelbes Notizbuch, #12 WERKSTATTKONZERT No. 2

Werkstattkonzert No.2: in genau einer Woche. Einaudi: genau vor einer Woche.

Heute ist Montag. Und ich denke daran, was in exakt einer Woche sein wird: Da steht mein Werkstattkonzert No.2 unmittelbar bevor. In Berlin. Im ROTEN SALON. Und wieder werde ich ihn durchleben, den extremsten denkbaren Spagat aus Riesenfreude, endlich zu spielen und der gleichzeitigen furchtbaren Angst davor.

Ich habe es im Nachgang zu meinem ersten Konzert schon gesagt: Es fühlt sich für mich an wie ein Seiltanz über zwei Gipfelplateaus mit gähnendem Abgrund dazwischen. Eine intensive Angespanntheit wird vor einem Auftritt immer gegenwärtig sein. Und doch hoffe ich, in der kommenden Zeit in meinem Grundzustand stabiler zu werden: Ich wünsche mir, beim Spielen zunehmend selbstverständlicher ganz in die Musik eintauchen zu können, ohne mit meiner Nervosität beschäftigt zu sein.

Das ist der Weg, den ich mir mit den Werkstattkonzerten für die nächsten Monate vorgenommen habe. Spielen, spielen, spielen, sozusagen das Spielen üben, um an den Punkt zu kommen, an dem ich in aller Ruhe zu mir selbst sagen kann: Was auch ist, was auch passiert, ich komme mit allem klar, ich bin voll da, ich bin frei, wenn ich am Flügel vor dem Publikum sitze!

Exakt VOR EINER WOCHE war ich bei einem Konzert von Ludovico Einaudi. Ein Name, der bei einigen Leuten für Stirnrunzeln sorgt, weil sie ihn unter Kitschverdacht stellen. Das finde ich nicht: Für mich gehört Einaudi in das großartige, vielfältige und offene Universum von moderner Klaviermusik von Glass bzw. Pärt über Mertens und Nyman bis zu Frahm, Sakamoto/Alva Noto und Max Richter. Ich erlebte einen sehr entspannten und trotzdem Bei-sich-Bleibenden Composer/Performer. Und das obwohl er sich gerade mitten in einer großangelegten Tournee in permanenten Ausnahmesituationen (reisen, spielen, Interviews geben, usw.) befinden dürfte. Ich bin ein anderer Mensch, ich habe womöglich auch andere Vorstellungen von Musik hinsichtlich ihrer Verbreitung – und doch gab mir seine Gegenwart ein positives Gefühl der Unterstützung meines eigenen Weges.

Und während mir der Gedanke darüber durch den Kopf ging, dass ich in exakt zwei Wochen selbst im Roten Salon spielen werde („hui!!!!“), kam ich bei seiner Musik ZUR BESINNUNG. Was einer der größten Komplimente ist, die ich einer Musik und ihrem Interpreten machen kann.

In seinem zweiten Vortrags-Zyklus spannte er einen weiten Bogen seines Schaffens („I Giorni“, „Una Mattina“, „Le Onde“). Während ich ihm zuhörte, tauchten viele Momente meines Lebens auf: Situationen, Landschaften, Jahreszeiten. Genau das vermag meisterhafte Musik! In Einaudis Fall minimalistische Klaviermusik mit hochgradig melodiösen Anteilen.

Wir sehen und hören uns in einer Woche …