Mein gelbes Notizbuch, #14ROMANTIK UND GEGENWART (1)

Die Romantik ist eine Epoche. Doch gleichzeitig ist das Romantische auch eine Geisteshaltung, die nicht auf diese Epoche beschränkt ist.

Was bedeutet „Romantik“ eigentlich? Wo kommt sie her? Was hat Romantik mit meinem Selbstverständnis zu tun und warum?

 

Heute wird mit dem Begriff viel Schindluder getrieben.

Die kleinbürgerliche Verniedlichung, das Kaminfeuer, Kerzendinner, glückliche Familien, pastellfarbene mit Kitschmusik unterlegte Bilder von der „alles-ist-schön-Mutter-Natur“ sind Beispiele für die vulgärromantischen Weichspülklischees einer die Begriffe entwertenden modernen Konsumwelt und der Unterhaltungsindustrie.

 

Wer heutzutage den Begriff Romantik in den Mund nimmt, gibt sich der Lächerlichkeit Preis. Er wird als Naivling, als „nicht-ganz-ernst-zu-nehmender“, etwas verschrobener Phantast, bestenfalls als „Träumer“ hin- und abgestellt. Die öffentlich-mediale Verunglimpfung, das Lächerlich-Machen durch Abwertung, Spott und Hohn scheint (neben den sogenannten „Marktgesetzen“) das wirkungsvollste Mittel des herrschenden Mainstreams zu sein, gegen Andersdenkende vorzugehen, um seine Versionen der kontrollierten Vielfalt des Immergleichen weiterhin ungestört durchsetzen zu können. Bestens bekannt ist beispielsweise der Begriff des „Sozialromantikers“, wenn es um eine Person geht, die sich erdreistet, das kapitalistische System in Frage zu stellen und steht in bester Verwandtschaft zu anderen Kampfbegriffen wie „Gutmensch“, „ewig Gestriger“, „Öko“, „Fortschrittsverweigerer“, „Russlandversteher“, „Kulturpessimist“, „Esoteriker“, oder „Verschwörungstheoretiker“. Wer so betitelt wird ist UNCOOL und wer will schon uncool sein? In diesem Zusammenhang ist interessant zu beobachten, wie sich Coolness, Hippness und Konformität auf vortrefflichste Art als Erfüllungsgehilfen des globalen Neoliberalismus zu erkennen geben.

 

Ist Romantik uncool? In Teil zwei versuche ich neben den in der Einleitung gestellten Fragen auch darauf Antworten zu geben.