Über Krankheit & Selbstbestimmung

Nachdenken in der Dämmerung am Südstrand mit stürmischer See

Das Krank-Sein und die dann immer wieder kehrende Erfahrung, wie ungeheuer existentiell Gesundheit ist! Und das Bewusstsein davon, dass meine Gesundheit eng an die Bedingungen meiner persönlichen Möglichkeitsrahmen gekoppelt ist !!!

Die erlangte Selbsterkenntnis gab mir mehr und mehr Zugang und Einsicht in diese „persönlichen Bedingungen“, die ich als meine Möglichkeiten und Grenzen ausgemacht habe. Ich erlangte endlich das Moment, mich authentisch erleben zu können, mich folglich akzeptieren zu können (so, wie ich bin und nicht so, wie ich glaubte, sein zu wollen oder zu müssen) und fühlte „persönliche Freiheit“ (das, was ich immer diffus unter „Erlösung“ erlangen wollte). Diese Freiheit impliziert die Akzeptanz meiner Grenzen, also die Akzeptanz der Nicht-Verwirklichung aller Bilder und Wünsche einer Existenz, die ich zwar gerne auch wäre und auch hätte, die aber nicht in meinen Möglichkeiten liegen … Beziehung mit der Frau meines Lebens, Kinder, eigenes Haus am Meer, etc. Das ist schmerzhaft. Doch noch schmerzhafter ist die Vorstellung, wie sich ein „mich-über-meine-Bedingungen-hinwegsetzen-wollen“ auf meine seelische und körperliche Gesundheit auswirken würde bzw. über viele Strecken meines Lebens ausgewirkt hat.

Ich habe über das ganze letztes Jahr gesehen, welches Potential in den Dingen steckt, die zu meinen Möglichkeiten gehören und wie viel Raum dort ist, um allein in diese Dinge noch viel tiefer einzusteigen… und daraus erschließen sich viele geahnte und ungeahnte Dinge, die auch in meinen Möglichkeiten liegen und die ich noch nicht einmal gestreift habe.

Da liegt meine Gegenwart (und meine Zukunft): in dem ich von dem ausgehe, was ich leben kann und dies intensiviere und dies zum Schlüssel bzw. Kompass meines eigenen Entwurfs mache (zu dem es vielleicht an vielen Stellen überhaupt noch keine Referenzen gibt…)Also werde ich mit Hingabe, Geduld und Freude alles dafür tun, den eigenen Weg aufzutun und die, die ich liebe, daran Teil haben zu lassen.

Da fällt mir eine Episode der schönen Begegnung mit C. vom Samstagmorgen ein: sie sagt, dass –je bewusster sie zu sich und ihrem Körper und ihrer Seele kommt, desto intensiver melden sich die Schmerzen ihres Körpers…was ja erst einmal paradox klingt und den allgemeinen Ritus bestätigt, dass ein zu viel an Introspektion bzw. in-sich-hineinhören bzw. Ausstieg aus dem Erlernten und Erwarteten einen gerade erst anfällig für Krankheit macht. (dem Körper sozusagen zu viel „Leine“ geben). Ich habe lange darüber nachgedacht. Dabei kam heraus:

die Rücksicht auf den eigenen Zustand (also das erstmalige Aufhören, den Körper ständig zu überhören und zu misshandeln) gibt dem Körper zum ersten Mal überhaupt Raum, sich frei und bedingungslos äußern zu dürfen. Und so darf er das erste Mal SAGEN, was er ständig unterdrücken musste und so kommt der Schmerz, der immer da war, der aber mit allen Mitteln betäubt wurde, endlich nach draußen. Er darf ausgelebt werden. Denke dran, wie tapfer der Körper alles getan hat, um Deinen (falschen) Wünschen zu entsprechen. Er ging über alle Grenzen, nur um mit Deinen Diktaten mithalten zu können. Gönne ihm nun seine Zeit, lass ihn ruhen, sich ausruhen, sich frei machen von all dem Schmerz, den er innerlich ständig ertragen musste. Aber um sich frei machen zu können, muss er diesen schmerz ja erst einmal zulassen und äußern dürfen. Nun wird er sich erholen und dann werdet ihr endlich eins sein und gemeinsam durchs Leben gehen…denn Du bist Dein Körper!!!