zu viel

zu viel

 

ich habe viele fragen an mich.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe

für die energie,

diese fragen zu stellen und antworten auf sie zu finden.

 

habe menschen, die meine wertvollsten schätze sind.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

ihnen die aufmerksankeit zu geben, die sie verdienen.

 

lerne neue menschen kennen, die mich interessieren,

die mir gut tun.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

mich ihnen zu nähern.

 

tauche in das klavierspiel ein.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

um es die intensität, die sich in der relation

spiel – disziplin– lernen & freude bewegt,

beibehalten zu können.

 

möchte musik und anderes mit inspirierenden leuten machen,

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

um dazu bereit zu sein.

 

möchte mich mit den kreativen werken anderer menschen auseinander setzen,

deren bücher, bilder, musik, fotos, filme und theaterstücke erleben.

Ich brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

aus den angeboten auszuwählen und wenigstens einen bruchteil davon

kennen zu lernen.

 

muss den bereich des materiell-formellen komplexes

der existenzsicherung im auge behalten.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

um es weder zu vernachlässigen, noch überzubetonen.

 

muss meinem gewissen folgen, die gesellschaftlich-sozialen entwicklungen

persönlich zu nehmen.

von meiner strasse über serbien bis nach venezuela.

vom feudalismus über faschismus bis zum neoliberalismus.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

die informationen aufzunehmen.

 

 

begreife die offiziell gelieferten informationen, die als frei und objektiv dargestellt werden,

als gesteuert und den interessen einer mächtigen minderheit dienend.

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

diesen informationsfluß zu ordnen, zu hinterfragen, um zu

eigenen interpretationen und positionen zu kommen.

fühle die innere verpflichtung, das zu leisten.

Verzweifle gleichzeitig an der tatsache, nichts, auch gar nichts an den

Fakten zu ändern.

 

 

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

nach alternativen denk- und glaubensmodellen zu suchen, sie zu studieren,

zu hinterfragen um sie in meine persönliche denklandschaft zu integrieren.

 

brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

mich der welt zu stellen so wie sie ist und

sie auszuhalten, ohne mich dabei an sie zu übergeben,

sondern meine identität, meine wünsche und bedürfnisse

zum zentralen kriterium meines tuns zu machen.

 

 

Es gibt so viel, von dem ich gar nichts weiss, obwohl es existiert oder

existiert hat, woran ich freude hätte, würde ich davon wissen.

Ich brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

um dafür offen und ansprechbar zu sein.

 

 

 

 

 

 

Manchmal habe ich das gefühl, kurz vor dem zerplatzen zu sein.

 

wenn alle wünsche, erwartungen zu gleicher zeit aufschreien.

wenn jede einzelne innere stimme die anderen übertönen möchte,

und auf diese weise keine zu ihrem recht kommt.

wenn das gefühl, das eine zu tun, gleichzeitig den zwanghaften gedanken

zur folge hat, alles andere nicht zu tun.

wenn das eine das andere auszuschliessen scheint.

wenn die freude an der gegenwart aufgefressen wird, durch das gewahr-sein

der unzulänglichkeit.

wenn aus dem freien fluss ein zwanghafter, nicht zu beherrschender überfluss wird.

wenn die herrschaft des andressierten schlechten gewissens in all seinen unzähligen   gestalten wieder auf die kommandobrücke zurück kehrt.

wenn es unmöglich ist, in balance zu sein.

wenn da keine einheit ist, sondern nur splitternde einzelteile.

wenn keine noch so gute erkenntnis hilft, zurück zu kommen.

wenn da keine ruhe eintritt.

wenn das bei-sich-sein sich nur als marterndes nicht-bei-sich-sein zeigt .

 

 

dann würde ich am liebsten einfach nur schlafen wollen,

mit der hoffnung, aufzuwachen, wie aus einem bösen traum:

wiederhergestellt, wieder vereint –

ruhig, entspannt und mit konzentrierter energie und voller freude am jetzt

und nichts anderem.

doch dann ich finde nicht mal den schlaf.

 

 

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als unter einem baum sitzen.

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als Klavier zu spielen.

 

manchmal möchte ich nichts anderes als gestreichelt zu werden.

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als mit dem Menschen zusammen zu sein,

mit dem ich gerade zusammen bin.

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als dieses eine Buch zu lesen.

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als diesen einen reinen Gedanken zu haben.

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als aufgehoben zu sein.

 

manchmal möchte ich nichts anderes, als zu sein.

 

manchmal ist es so.

das ist das schönste glück.

das einzige wirkliche glück.

 

 

Ich brauche zeit, raum, abstand und ruhe,

für die energie,

die nötig ist, um

zeit, raum, abstand und ruhe zu haben.

 

 

Es stört mich die differenz zwischen brauchen und sein.