Bei Rosa & Karl

11.Januar 2009, Bei Rosa & Karl

 

Bewegender Anmarsch: viele Menschen schon ab Ostkreuz in der S-Bahn, denen man ansieht, wo sie hinwollen. Der Bahnhof Lichtenberg voll von Vietnamesen mit einem Meer von zum Verkauf angebotenen Nelken (0,75 das Stück , drei für 1.50). Auf der für Autos gesperrten Gudrunstrasse läuft die Schlange der Gehenden links an der Schlange der Kommenden vorbei. Am Platz vor dem Friedhofs-Eingang ein volksfestmäßiger Budenzauber (von Glühweinerbsensuppebratbockwurst über antiquarische sozialistische Literatur und Stände von nie gehörten linken Organisationen hin zum T-Shirt, Schal- und Sticker-Verkauf).

Siebzig von Hundert sind 65 bis 90 und davon 90% wiederum klar erkennbar DDR-Bürger. Die Generationen 50 bis 65 bzw. 30 bis 50 ist auffallend unterrepräsentiert. Den größten Teil der Rest-30% bilden AntiFa/NeueLinke – Kids.

Gerade als ich die Gedenkstätte betrete, ertönt das Klarinettenkonzert von Mozart. Nie konnte ich mir Marx (noch weniger Lenin und schon gar nicht Stalin) zusammen mit Mozart vorstellen.

Ich komme auf den Gedanken, dass Marx ohne Mozart nicht gehen kann, bzw. in den bisherigen sozialistischen Versuchen der Geist Mozarts eindeutig zu kurz kam – mit bitteren Folgen. Ich bin mir aber sicher, dass Rosa Luxemburg Mozart gehört und geliebt hat, Karl Liebknecht sehr wahrscheinlich auch; Lenin, Stalin, Ulbricht und Konsorten eben eher nicht…!